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Gebrauch der Pheromonpräparate
(© Dr. Franz Pühringer, Häusern 4, A-4817 St. Konrad, Austria)
Die Präparate sind im direkten
Anflugverfahren einzusetzen. Man kann die Köderstreifen dazu auf
einer quer zum Wind gespannten Schnur zwischen zwei Bäumen
befestigen in (je nach Vegetation) 1-1,5 m Höhe, sodaß man mit
dem Netz gut dazu kann. Die Abstände zwischen den Ködern
sollten nicht zu gering sein (etwa 1 m), da verschiedene
Lockstoffkomponenten den Anflug anderer Arten (auf zu eng
benachbarte Köder) hemmen können! Eine solche Köderreihe
läßt sich noch gut überblicken und man kann die gegen den Wind
sich nähernden Tiere abfangen.
In buschigem Gelände kann man die Pheromone
auch auf Zweigen anbringen (an verschiedenen Büschen
verteilt), nur muß man sie dann ständig im Auge behalten (was
recht anstrengend sein kann).
Oft verwendet man nicht alle
Köder gleichzeitig, obwohl man nie wissen kann, ob nicht ein
unerwartetes Tier daherkommt und ein Pheromon anfliegt, von dem
man sich nichts erwartet hat.
Es sollten jedenfalls immer möglichst
viele Pheromone zugleich eingesetzt werden, denn auch hier
gilt: Unverhofft - kommt oft!
Bei ausgesprochenem Schlechtwetter
fliegen Sesien nicht. Ist es aber warm und nicht zu windig,
können manche Arten auch bei verdeckter Sonne und Aufhellungen
vor oder nach Regenschauern zu finden sein. Der Großteil der
Sesien ist aber offenbar recht wärmebedürftig und liebt
xerotherme Biotope.
Bei völliger Windstille ist der
Sammelerfolg nicht so gut wie bei leichtem Wind (Verbreitung der
Duftstoffe), bei starkem Wind fliegen die Tiere (wie fast alle
anderen Schmetterlinge auch) nicht.
Die täglichen Anflugzeiten sind für die einzelnen Arten charakteristisch (abhängig natürlich auch von der jeweiligen Witterung). Allerdings sind Sesien, wie z.B. Fänge an Blüten zeigen, auch zu anderen Tageszeiten aktiv. Nähert sich ein { außerhalb der Lockzeit einem ausgehängten Köder, so können z.B. einige kurze Anflugversuche beobachtet werden, die schnell wieder abgebrochen werden, oder das { umkreist in weiten, hektischen Schleifen einige Male den Köder. Diese Verhaltensweisen sind auffallend verschieden von dem gezielten Orientierungsflug zur "richtigen" Tageszeit.
Die meisten Sesienarten werden nur ca. 100 m (gegen den Wind) angelockt, P. hylaeiformis mit ihren gekämmten Fühlern dagegen bis zu 1 km! Offenbar sind manche Glasflügler aber auch recht mobil (z.B. S. soffneri), sodaß sie bisweilen auch weitab von ihren eigentlichen Habitaten angetroffen werden können.
Mit den 6 (Voerman/Wageningen) bzw. 19 (Priesner/Seewiesen) Pheromonködern sind fast alle Sesienarten zu erbeuten, auch solche, die nicht namentlich angeführt sind. Man muß allerdings die Köder ständig im Auge behalten, denn der Großteil der Tiere verweilt nur sehr kurz am Streifen und verschwindet dann gleich wieder (ohne dann erneut anzufliegen!). Manche Arten gehen auch nicht direkt an einen bestimmten Köder, sondern fliegen suchend herum. Da muß man schnell sein.
So fliegen z.B. P. hylaeiformis
oder C. empiformis direkt an den Pheromonköder, oft in
größerer Anzahl, sodaß bei ersterer sich bisweilen der
Vergleich mit einem Bienenschwarm aufdrängt. Diese Arten
versuchen z. T. sogar, mit dem Köderstreifen zu kopulieren und
können auch mit dem Glas von diesem abgelesen werden.
S. myopaeformis dagegen fliegt
oft nur hektisch suchend ganz in der Nähe des Pheromons herum
und verweilt so nur max. 1 Minute, bevor es auf Nimmerwiedersehen
verschwindet. Da muß man schnell sein und das Netz griffbereit
haben.
P. insolita schließlich zieht
meist nur einige Schleifen um die Reihe der Pheromone, um sodann
wieder in den Baumkronen zu verschwinden. Auch hier ist das Netz
und rasche Reaktion unerläßlich. (P. insolita kommt
gelegentlich aber gezielt an Pheromon 18a.)
Der Erfolg hängt somit von vielen
Faktoren ab:
Man muß
- das richtige Pheromon
- am richtigen Ort
- zur richtigen Jahreszeit,
- zur richtigen Tageszeit und
- bei geeignetem Wetter
aufhängen und dann noch
- aufmerksam sein und das Tier auch erwischen.
So wird man etwa jedes 2. Mal
erfolglos ködern (sofern man nicht immer nur die gleichen
Lokalitäten mit immer den gleichen Arten aufsucht).
Die Präparate sollten bei Fahrten ins Ausland (Südeuropa etc.) unbedingt mitgenommen werden!
Zwischen den Versuchen sind die Präparate immer gut verschlossen kühl (bei längeren Versuchspausen möglichst tiefgekühlt) aufzubewahren, sie bleiben dann mehrere Jahre (Jahrzehnte?) voll verwendbar. Ein Berühren der Pheromone (wechselseitig oder mit den Fingern) ist natürlich möglichst zu vermeiden.
Damit die Ergebnisse auch wissenschaftlich ausgewertet werden können, wird jeder gebeten, ein Protokoll seiner Pheromonfänge zu führen. Für die Zusendung einer Kopie der Protokolle zum Jahresende wäre ich sehr dankbar!
Wichtig sind nicht nur Aufzeichnungen über an einem Ort neu nachgewiesene Arten, sondern alle Pheromonanflüge (auch häufiger Arten), um so z.B. die Verteilung des tageszeitlichen Aktivitätsmusters möglichst genau herauszufinden. Geplant ist eine Publikation der bisherigen Ergebnisse (wann welche Arten welche Pheromone anfliegen etc.) in den nächsten Jahren.